Warschauer Museum birgt Mumie mit Fötus

Freitag, 4. Februar 2022 | Kategorie: News

Ägyptische Mumien sind vielen bekannt. Sie ergänzen das Repertoire einiger Museen. Doch kürzlich hat ein Forscherteam im Warschauer Museum eine ganz besondere Mumie entdeckt. Sie nennt sich „Mysterious Lady“ – und mysteriös ist das Rätsel um diese Mumie tatsächlich.

Mumie im Museum

Die „Mysterious Lady“ ist die erste schwangere Mumie der Welt. (Symbolbild)

Mumien sind vor allem aus dem alten Ägypten bekannt, wo Tote aus religiösen Gründen mumifiziert wurden. Damit die Leiche vor der Verwesung geschützt wird, setzten die Menschen damals chemische oder physikalische Verfahren ein.

Mumien wurden mit CT- und Röntgenaufnahmen untersucht

Im Rahmen des „Warsaw Mummy Projects“, das bereits 2015 von Warschauer Archäologen ins Leben gerufen wurde, untersuchten Wissenschaftler im April 2021 im Warschauer Museum ausgestellte Mumien. Als sie eine dieser Mumien mittels einer Röntgenaufnahme betrachteten, machten sie eine ganz besondere Entdeckung. Die radiologische Untersuchung ergab nämlich, dass es sich bei der balsamierten Leiche nicht um einen Mann handelte, wie bisher angenommen, sondern um eine Frau in einem Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Verblüfft war das Wissenschaftler-Team allerdings nicht nur darüber.

Bei der im Jahr 2021 untersuchten Mumie im Warschauer Museum handelte es sich um eine schwangere Frau. Bei der Röntgenuntersuchung kam ans Licht, dass sich in der Leiche ein Fötus im Alter von etwa 27 bis 30 Wochen verbarg. Diese Entdeckung sorgte für ein großes Erstaunen, denn sie warf bei den Forschern einige Fragen auf.

Untersuchte Mumie im Warschauer Museum ist die einzige ihrer Art

Die Wissenschaftler waren zunächst erstaunt darüber, dass der Fötus im Mutterleib so gut erhalten geblieben ist. Um diese Frage aufzudecken, führten sie eine Computertomografie (CT) an der Mumie durch – und das mit Erfolg. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler kurz danach auf ihrem Blog.

Warum der Fötus so gut erhalten geblieben ist, begründeten sie mit der sauren und moorähnlichen Umgebung, in der sich das Ungeborene befand. Als die Mutter später einbalsamiert wurde, trocknete diese Umgebung aus. Beim Mumifizierungsprozess kam es durch die Bedeckung der verstorbenen Frau mit natürlichem Natrium zu einer Austrocknung des Körpers und damit auch des Fötus sowie der Gebärmutter. „So fand ein weiterer Mumifizierungsprozess statt, die Mineralisierung des Fötus“, heißt es weiter im Blog. Durch die Versiegelung der Gebärmutter in einem Zeitraum von über 2.000 Jahren war der Fötus vor einer Zersetzung geschützt. Dies schlussfolgerten die Wissenschaftler aus Warschau.

Wenngleich das Forscherteam das Rätsel um die „Mysterious Lady“ aufdecken konnte, sind weiterhin einige Fragen ungeklärt. So ist das Team darüber verwundert, warum der Leiche vor der Mumifizierung einige Organe entfernt wurden, der Fötus allerdings in der Gebärmutter verblieb.

Eines ist auf jeden Fall bereits jetzt klar: Die Mumie „Mysterious Lady“, die bereits seit dem Jahre 1826 den Museumsbestand von Warschau bereichert, hat nach dieser Entdeckung eine Art Berühmtheit erlangt. Sie gilt als die erste schwangere mumifizierte Frau, die der Wissenschaft weltweit bekannt ist.

Wissenschaftler wahren Vergangenheit der Mumie mit Respekt

Trotz des großen Erfolges mit der Aufdeckung des Mumien-Rätsels und der damit erlangten Bekanntheit begegnen die Wissenschaftler der Vergangenheit der verstorbenen Frau mit Respekt. So möchten sie den emotionalen Wert der Geschichte der schwangeren Verstorbenen wahren. „Wir sollten nicht vergessen, dass es sich hier um eine menschliche Tragödie handelt, die wir respektieren müssen“, heißt es im Blog. Die Forscher erinnern daran, dass es sich bei der Mumie um einen lebendigen Menschen handelte, dem Werte – wie Liebe und Hoffnung – nicht fremd waren.